Heute widmet sich unser Physiotherapeut Marvin Seidel in Kooperation mit Clubsante der Frage ” Was man selbst gegen Lymphödeme tun kann “. Dabei beschäftigt er sich mit den Themen:

  • Wie erkenne ich, ob ich ein Lymphödem habe?
  • Die Behandlung des Lymphödem
  • Sport und Bewegung mit Lymphödem
  • Selbstmassage zur Unterstützung des Lymphabflusses
  • Lymphdrainage Gerät für zu Hause
  • Was Sie vermeiden sollten

Mehr professionelle Beiträge rund um das Thema Massage, Lymphödeme und Kompressionstherapie finden Sie dort in unserer Rubrik “Ratschläge vom Physiotherapeuten”

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Artikel Nr. 1 „Was kann ich selbst gegen ein Lymphödem tun?“ 


Verfasst von Physiotherapeut Marvin Seidel


 
Mit einem Lymphödem zu leben ist nicht einfach. Die Krankheit des Lymphsystems wird zu einem
ständigen Begleiter Ihres Lebens. Es gibt aber eine Reihe von Möglichkeiten, mit denen Sie Ihr
Leben erleichtern und Ihr Wohlbefinden positiv steigern können. Das gelingt nicht nur mit einer
Therapie. Es gibt eine Reihe von Dingen, die Sie bei einem Lymphödem zusätzlich selbst tun
können.


Lymphödem: Störung des Lymphsystem


Bei einem Lymphödem ist die Funktionsweise des Lymphsystems gestört. Ähnlich wie unser
Blutkreislauf verläuft das Lymphsystem durch unseren ganzen Körper.
Dieses System sorgt für das Flüssigkeitsgleichgewicht in unserem Körper und transportiert
schädliche Stoffe wie Fette, Eiweiße, aber auch Viren und Bakterien ab.


Ist dieses System gestört, kann es zu Wassereinlagerungen kommen. Diese entstehen, wenn
weniger Flüssigkeit abgetragen werden kann als sich angesammelt hat.


Ein Lymphödem ist niemals vollständig heilbar. Daher ist es ist sehr wichtig, dass ein Lymphödem
frühzeitig erkannt wird, damit sich die Schwellungen nicht ausbreiten.

Wie erkenne ich, ob ich ein Lymphödem habe?

In den meisten Fällen tritt das Lymphödem in den Beinen und Armen auf. Im frühen Stadium lässt
es sich nur sehr schwer erkennen. Auftauchende Schwellungen sind nicht direkt spezifisch für ein
Lymphödem. Erst in einem fortgeschrittenen Stadium ist ein Lymphödem klar sichtbar. Ein
typisches Zeichen ist dann die einseitige Schwellung des Beines oder Armes.


Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Beine dick und aufgequollen aussehen, können Sie einen
Drucktest in diesem Bereich machen. In einem frühen Stadium können Sie mit dem Daumen eine
Delle in den Bereich drücken, die sich kurz darauf wieder zurückbildet. In einem späteren Stadium
kann dieser Bereich sehr hart sein und das Bilden einer Delle durch Druck mit dem Daumen ist
nicht mehr möglich.


Ein weiteres Anzeichen ist ein positiver Test des "Stemmerschen Zeichen".


Wenn Sie glauben, unter einem Lymphödem zu leiden, sollten Sie in jedem Fall einen Arzt oder
einen Spezialisten aufsuchen. Dazu zählen Lymphologen und Phlebologen. Auf der Website der
Deutschen Gesellschaft für Lymphologie können Sie nach Fachärzten in Ihrer Umgebung suchen.


Die Behandlung des Lymphödem


Ein Lymphödem muss immer professionell behandelt werden. Zur Behandlung gehört vor allem
eine regelmäßige manuelle Lymphdrainage. Sie können aber auch selbst einiges dafür tun, um
Ihre Beschwerden zu lindern.


Ändern Sie Ihre Ernährungsweise


Patienten, die neben dem Lymphödem auch unter Übergewicht leiden, empfiehlt es sich, die
eigene Ernährungsweise umzustellen und so ihr Gewicht zu reduzieren. Aber auch ohne
Übergewicht ist eine gesunde Ernährung von Vorteil! Viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte
wirken sich positiv auf Ihr Wohlbefinden aus.


Legen Sie besonderen Wert auf ihre Hautpflege


Ihre Haut neigt im Bereich des Lymphödems zu mehr Austrocknung. Durch die
Kompressionsmaterialen, die der Haut Fett und Feuchtigkeit entziehen, wird dieser Effekt noch
verstärkt.


Cremen Sie Ihre Haut deshalb zwei Mal pro Tag mit einer milden unparfümierten Creme ein.
Besonders bewährt haben sich Cremes, die hautverwandte Fette enthalten. Dazu zählen unter
anderem Karotten und Mandelöl wie auch Aloe Vera Extrakt. Wichtig ist auch, dass die Cremes
Feuchthaltefaktoren (3-10 % Urea) enthalten, da die Haut so geschmeidig bleibt. Auch Bäder mit
rückfettenden Inhaltsstoffen, wie das Badeöl von Balneum (https://www.balneum.de/balneumhermal/),
sind ein wunderbares Mittel gegen trockene Haut.


Sport und Bewegung mit Lymphödem


Bewegung regt den Lymphfluss an. Bei sportlicher Aktivität wird die Muskulatur abwechselnd
angespannt und gelockert. Dieser Prozess sorgt für einen Druck auf Ihre Lymphgefäße und regt
so den Lymphfluss an. Ein weiterer Nebeneffekt von Bewegung ist die Senkung des
Körperfettanteils.
Gelenkschonende Sportarten empfinden viele Patienten mit einem Lymphödem als besonders
angenehm. Dazu gehört das Schwimmen, Yoga, Faszientraining und Walken, aber auch
Radfahren.

Wenn Sie sich sportlich betätigen, wirkt sich das Tragen von Kompressionsstrümpfen zusätzlich
positiv auf den Lymphfluss aus.

Ihr Sport- und Bewegungsprogramm sollte immer mit Ihrem Therapeuten abgesprochen werden,
um mögliche negative Auswirkungen oder Verletzungen zu vermeiden.


Selbstmassage zur Unterstützung des Lymphabflusses


Bei der manuellen Lymphdrainage, auch Entstauungstherapie genannt, werden die Lymphgefäße
durch spezielle Handgriffe und die Massage eines Therapeuten stimuliert. Darüber wird der
Abtransport der Lymphflüssigkeit angeregt.
Zusätzlich zu einer Behandlung durch einen speziell ausgebildeten Physiotherapeuten können Sie
sich mit entsprechenden Handgriffen auch selbst behandeln. Bestimmte Atemübungen und
Gymnastik dienen ebenso der Unterstützung zum Lymphabfluss.




Physiotherapeut Marvin Seidel


Lymphdrainage Gerät für zu Hause


Die Verwendung eines Lymphdrainage-Geräts ergänzt die manuelle Lymphdrainage positiv.
Die Geräte führen keine Lymphdrainage im klassischen Sinne durch, sondern sorgen für eine
intermittierende Kompression.
Hierbei werden spezielle Manschetten um den zu behandelnden Bereich des Körpers gelegt.
Diese werden danach rhythmisch (intermittierend) mit Luft gefüllt und wieder entleert. Durch
diesen Prozess wird der Lymphabfluss angeregt, was für mehr Wohlbefinden sorgt.
Diese Geräte können Sie ganz bequem zu Hause auf dem Bett oder der Couch liegend nutzen.



Was Sie vermeiden sollten


Neben den Dingen, die sich positiv auf Ihr Leben mit einem Lymphödem auswirken, gibt es auch
ein paar Sachen, die sie besser vermeiden sollten:

- Überlastungen: Dazu zählt zu langes Stehen oder Sitzen in einer Position oder auch keine
Pausen während der Arbeit. Hier kann es schon helfen, wenn Sie mal für wenige Minuten die
Beine hochlagern.
- Hitze: Zu viel Wärme regt die Bildung von Lymphflüssigkeit an. Sonnenbrände und zu
warme Bäder sind zu vermeiden. Auch ein Saunagang kann ungünstige Auswirkungen
haben.
- Einengende Kleidung: Kleidung, die zu eng anliegt, engt die Lymphgefäße ein und behindert
den Abfluss der Lymphflüssigkeit. Zu enges Schuhwerk kann leicht zu Druckstellen und
Verletzungen führen.
- Verletzungen: Schon kleinste Verletzungen können zur Zerstörung von Lymphgefäßen oder
Blutergüssen führen und sind ein Nährboden für Bakterien. Sollten Sie sich einmal verletzt
haben, ist es wichtig, dass Sie diese Stelle sofort desinfizieren. Bei einem Lymphödem kann
schon eine kleine Verletzung zu einer Wundrose führen. Es empfiehlt sich, immer ein
hochprozentiges Desinfektionsmittel dabei zu haben.

Verfasst von Physiotherapeut Marvin Seidel